Wir sind Teil eines größeren Systems. In der Aufstellungsarbeit erkennen wir oft, wie wir unbewusst Schicksale, Rollen oder Glaubenssätze aus unserer Familiengeschichte übernehmen. Kinder tragen aus Liebe, was nicht zu ihnen gehört. Enkel wiederholen Muster, die nie ausgesprochen wurden. Und unser Leben fühlt sich enger an, als es eigentlich sein müsste.
Ein Beispiel dafür findet sich in den Erinnerungen meiner Großmutter, der Mutter meines Vaters. In ihren Memoiren beschreibt sie den Tag des Großangriffs auf Pilsen – nur wenige Kilometer entfernt:
„Ich habe nur diesen einen Bombenangriff erlebt – aber das genügte. Wir saßen im Luftschutzkeller. Jede heranheulende Bombe hörte sich an, als würde sie direkt auf unser Haus fallen. Jede einzelne hätte den Tod bringen können. Die Angst war bei allen groß.“
Diese Angst war real, tief – und sie blieb nicht bei ihr. Solche Erfahrungen hinterlassen Spuren, nicht nur im eigenen Leben, sondern auch im emotionalen Gedächtnis einer Familie. Krieg, Verlust und Überlebenskampf wirken über Generationen hinweg weiter – oft unausgesprochen, aber spürbar.
Genau hier setzt die Aufstellungsarbeit an: Wir können erkennen, was wir aus Liebe übernommen haben, und es würdigen, damit es zu seinen Wurzeln zurückfließen darf.
So entsteht Raum für mehr Freiheit, Lebendigkeit und Klarheit – und für unser eigenes Leben.